Finanzielle Sicherheit und die Altersvorsorge sind für jeden ein Thema. Gerade heute. In Zeiten, in denen die gesetzliche Rente längst nicht mehr so sicher ist, wie das einstmals schon sprichwörtlich der Fall war, stellt sich für jeden die Frage: Was muss ich tun, um finanziell handlungsfähig und unabhängig zu bleiben? Gesetzliche Rente, Betriebsrente, Riester- oder Rürup-Rente? Oder doch die klassische Lebensversicherung, Aktienfonds oder Immobilien? Für die Altersvorsorge gibt es viele Möglichkeiten. Dabei den Durchblick zu behalten, fällt schwer. Am Ende steht immer die Frage: Reicht die Rente, um einen gewissen Lebensstandard im Alter zu sichern? Warum sollte man hier nach Geschlechtern differenzieren? Was macht die Finanzsituation von Frauen so besonders?
Unabhängigkeit: Es wirkt aus heutiger Sicht fast grotesk: Erst seit 1958 sind Frauen dazu berechtigt, ein eigenes Konto zu eröffnen und damit eigenständig über ihre Finanzen zu entscheiden. Finanzen waren bis dahin immer „Männersache“. In Westdeutschland durfte eine Frau bis zum Jahr 1977 nur dann einen Beruf ausüben, wenn es mit ihren Pflichten in der Familie vereinbar war. Kindererziehung und Haushalt wurden also klar den Frauen und Finanzen den Männern zugeordnet. Noch heute haben Frauen statistisch gesehen weniger Geld zur Verfügung, was erhebliche Auswirkungen auf ihr Sparverhalten und auf die Altersvorsorge hat. Einer Forsa-Umfrage zufolge gehen 35 % der Frauen davon aus, im Alter auf finanzielle Unterstützung angewiesen zu sein – der Anteil bei den Männern ist mit 19 % deutlich geringer.
Woran liegt das?
Gehaltsunterschiede: Der Unterschied zwischen den Gehältern der Geschlechter wird durch den Gender Pay Gap aufgezeigt. In Deutschland verdienen Frauen im Jahr 2020 rund 18 % weniger als ihre männlichen Kollegen und das trotz der Tatsache, dass heute viele Frauen deutlich qualifiziertere Bildungsabschlüsse nachweisen können. Aus der unterschiedlichen Erwerbsbiografie ergibt sich auch ein Unterschied in der Rentenauszahlung zwischen Männern und Frauen. Die Rente von Männern ist im Durchschnitt mehr als 30 % höher. Im Jahr 2021 verdienten Frauen in Deutschland durchschnittlich 4,08 EUR brutto in der Stunde weniger als Männer. Im Vergleich zu ihren männlichen Kollegen arbeiten Frauen also über 2 Monate im Jahr ohne Bezahlung.
Warum ist das so?
Elternzeit, Teilzeit und Lebenszeit: Die Tatsache, dass Frauen häufiger in Teilzeit bzw. geringfügig beschäftigt sind, spielt eine große Rolle. Rund 48 % der erwerbstätigen Frauen arbeiten in Teilzeit – bei den Männern sind es dagegen nur ca. 11 %. Als Grund für den Teilzeiterwerb geben 46 % der Frauen familiäre Verpflichtungen an – dies ist nur bei 10 % der Männer ein Grund für ihre Teilzeitbeschäftigung. Die Frau ist also immer noch diejenige, die zugunsten der Familie berufliche Einschränkungen in Kauf nehmen muss. Dazu kommt, dass Frauen häufig in schlechter bezahlten Branchen arbeiten. Zudem besetzen sie seltener Führungspositionen als ihre männlichen Kollegen. Der Frauenanteil in Vorstandspositionen in DAX Unternehmen betrug im Jahr 2020 weniger als 15 %. Dazu kommt die Tatsache, dass Frauen im Durchschnitt 5 Jahre länger leben, also auch länger mit ihren Ersparnissen auskommen müssen. Bei einer aktuellen Umfrage gaben 30 % der weiblichen Befragten an, sich aufgrund der Kindererziehung bzw. Familienzeit keine ausreichende Altersvorsorge aufbauen zu können. Information tut Not. Um die finanziellen Unterschiede zwischen Frauen und Männern zu beseitigen, müssen sich also grundlegende Strukturen ändern. Doch bis dahin sollten sich mehr Frauen um ihre Finanzen bzw. ihr Finanzwissen kümmern, um sich finanzielle Unabhängigkeit und eine tragfähige Altersvorsorge zu sichern. Wie das am besten funktioniert, zeigen Ihnen unsere speziell geschulten Beraterinnen gerne.
Finanzblog für Frauen
Frauen und Finanzen
Zu den Hintergründen
Beraterinnen-Interview Birgit Markl
Warum ist das Thema Frauen für Sie neben der Beratertätigkeit so wichtig?
"In den 38 Jahren meiner Tätigkeit als Beraterin habe ich so viele Frauen gesprochen, die leider zu spät realisiert haben, dass sie an sich selbst zu wenig gedacht haben. Oftmals standen die Gedanken an ihre Lieben im Vordergrund und die eigenen finanziellen Bedürfnisse wurden vernachlässigt. Das ist sicher auch historisch und gesellschaftlich bedingt: Der Mann als "Oberhaupt" der Familie prägte über Jahrhunderte das Denken unzähliger Generationen und stand auch finanziell im Mittelpunkt und in der Verantwortung der familiären Planungen. Diese Zeiten sind - Gott sei Dank - längst vorbei, hallen aber leider immer noch nach. Oftmals ganz unbewusst vernachlässigen Frauen auch heute noch ihre eigenen finanziellen Interessen - deshalb ist mir die gezielte Beratung von Frauen auch so wichtig. Wir Frauen sollten und müssen selbstbewusster mit dem Thema Finanzen umgehen und nicht immer an andere denken, Ja, ich sage es offen: Hier ist gesunder Egoismus durchaus angebracht."
Was machen Frauen beim Thema Finanzen und Vorsorge anders als Männer?
"Sie sind oft konservativer und reflektierter im Anlageverhalten. Wenn Sie sich für die Vorsorge entschieden haben, sind sie meist konsequent und gut informiert. Manche Frauen trauen sich nicht zu, alles selbst in die Hand zu nehmen und verlassen sich auf Mann, Staat oder Familie - aber es gibt die Tendenzen zur Unabhängigkeit. Ich kann nur jeder Frau - und natürlich auch jedem Mann - raten, beschäftigen Sie sich mit dem Thema - meist kommt alles anders als man denkt und dann ist es gut, wenn wenigstens finanziell alles geregelt ist."
Wie oft und wann sollte man sich mit dem Thema Vorsorge als Frau beschäftigen?
"Hier gibt es für mich eine wichtige Aussage: es gibt KEIN zu früh. Vorsorge ist Sorge um sich selbst, es ist für uns alle selbstverständlich mit unserem Fahrzeug regelmäßig zum TÜV zu gehen, warum sorgen wir uns nicht genauso gut um die wichtigste Person in unserem Leben - um uns selbst."
Interview einer Kollegin
Renate Spang
sRenate Spang ist eine Kollegin aus dem Filialbereich Lauda Königshofen. Seit 2017 ist Sie bei der Volksbank Main-Tauber eG beschäftigt - Altersvorsorge war aber schon vorher ein wichtiges Thema für sie.
"Meine Tochter ist bereits 28 Jahre alt und geht studieren. Mit dem Thema Altersvorsorge habe ich mich aber schon früh beschäftigt: Seit 2004 zahle ich in die Riesterrente ein. Für den Mindestbeitrag von 60 Euro kann ich so die Zulagen für mich und meine Tochter auf die Altersvorsorge laufen lassen und mir auf diese Weise auch mit kleinen Beträgen eine Vorsorge aufbauen". Besonders wichtig war mir persönlich aber das Thema Unabhängigkeit für mich und auch für meine Tochter. Alleinerziehend, Single mit Haus und studierendem Kind - da muss man sich wirklich um die Zukunft kümmern.
Die Spezialberatung zeigte mir aber auch noch einmal die Lücken und den Bedarf zum jetzigen Zeitpunkt auf. Und machte mir nochmals bewusst, wie eigenverantwortlich man für die Zukunft vorsorgen muss. Als alleinerziehende Mutter in Teilzeitbeschäftigung hat man eben nicht die Mittel, sich in großen Schritten ein Vorsorgepolster aufzubauen. An der speziellen Beratung für Frauen hat mir vor allen gefallen, dass sie sich wirklich auch an den individuellen Möglichkeiten und Situationen der Frauen orientiert. Auch Geringverdiener und Teilzeitbeschäftigte sollen die Möglichkeit haben, sich abzusichern."